15th June 2020

Der Euro - Von der Entstehung bis zum Design

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Viele haben ihn täglich in der Hand, andere etwas seltener: den Euro-Schein. Laut Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) waren im März 2020 weltweit insgesamt 24,1 Milliarden Euro-Banknoten, im Wert von 1,3 Billionen Euro, in Umlauf.1 Anhand der Farbe lassen sich die Scheine wohl am besten unterscheiden. Doch was macht die verschiedenen Banknoten in puncto Optik eigentlich noch aus und wie kommt der Euro überhaupt zu seinem Design? Wir haben die Banknoten genauer unter die Lupe genommen:

Ein Blick in die Historie – Entstehung der ersten Serie

Am 1. Januar 2002 wurde die erste Serie des Euro-Bargelds eingeführt – die Geschichte beginnt allerdings schon früher. Im Jahr 1994 legte der Vorläufer der EZB, der Rat des Europäischen Währungsinstituts EWI, die Stückelung der ersten Serie Banknoten fest; am 16. Dezember 1995 dann den Namen „Euro“. Das EWI wollte eine künftige Euro-Währung entwerfen, deren Ikonographie über den Traditionen der einzelnen Staaten steht und keine bestimmte Währung bevorzugt. Außerdem hatte der EWI-Rat den Anspruch, die europäischen Werte ‚Offenheit‘ und ‚Zusammenarbeit‘ zwischen den europäischen Ländern sowie zwischen Europa und dem Rest der Welt darzustellen. Die Herausforderung bei der Gestaltung lag darin, notwendige Sicherheitsmerkmale mit künstlerischer Kreativität zu vereinen.

Gestaltung der Euro-Banknoten

Um diese Schwierigkeit zu meistern wurde für die grafische Konzeption und Umsetzung ein Designwettbewerb initiiert. Ausgetragen wurde dieser im September 1996. Zu den Teilnehmern zählten Grafiker und Designer-Teams, die von den nationalen Zentralbanken dafür nominiert wurden. Sie hatten bei der Gestaltung ihrer Entwürfe zwei Designrichtungen zur Auswahl:
 
1.   ‚Zeitalter und Stile in Europa‘: Dabei sollte jede Banknote für eine bestimmte Epoche stehen und die Rückseite ein Bauwerk abbilden, das den architektonischen Stil derselben Zeit repräsentiert.

2.   ‚Abstraktes/modernes Design‘: Diese Designrichtung ließ mehr Spielraum zu, da es sich um zeitgenössische aber auch abstrakten Darstellungen handeln konnte.

Die Maße der Geldscheine und die Grundfarben waren ihnen bereits vorgegeben. Außerdem legte man bereits zuvor fest, dass die Euro-Banknoten:

  • auf der Vorderseite die zwölf Sterne der EU abbilden müssen,
  • nur die Währungsbezeichnung (Euro) und die Abkürzung der ausgegebenen Stelle (z.B. 5) enthalten dürfen,
  • als europäisch erkennbar sind und sowohl eine kulturelle als auch politische Aussage beinhalten, die alle Europäer anspricht,
  • die Gleichstellung von Frau und Mann berücksichtigen,
  • jegliche nationale Voreingenommenheit vermeiden.

 

Entstanden sind letztlich

 

 

44 Entwürfe: 27 mit einem traditionellen und 17 mit einem modernen Konzept. Das Beurteilungsverfahren erfolgte anonym und unparteiisch, indem allen Entwürfen lediglich Nummern zugeordnet wurden. Ein unabhängiges Expertengremium traf zunächst eine Vorauswahl – jeweils fünf Entwürfe aus beiden Designrichtungen. Bevor sich der Rat des EWI am Ende für einen Gewinner entschied wurde eine Umfrage unter rund 2.000 EU-Bürgern durchgeführt. Die Befragung ergab, dass das Design des Österreichers Robert Kalina den europäischen Gedanken am besten zum Ausdruck brachte. Und so entschied sich der EWI-Rat im Dezember 1996 schließlich auch für dessen Entwurfsserie.

Der Designer widmete seine Euro-Banknoten verschiedenen europäischen Baustilen und stellte Architekturstile aus sieben Epochen der europäischen Kulturgeschichte dar. Auf der Vorderseite standen Fenster und Tore im Fokus: Beide stehen für Offenheit und Zusammenarbeit in Europa. Die Brücken auf der Rückseite symbolisieren die Verständigung zwischen Menschen in Europa und zwischen Europa und der restlichen Welt. Alle Abbildungen auf den Scheinen sind fiktiv.

Die „Europa-Serie“ – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

 

Die EZB und nationalen Zentralbanken haben die Aufgabe die Integrität der Euro-Banknoten sicher zu stellen. Aus diesem Grund wurde eine zweite Serie mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen entwickelt. Ausgegeben wurde die Europa-Serie von 2013 bis 2019. Die Gestaltung und Weiterentwicklung des Designs übernahm der deutsche Grafiker Reinhold Gerstetter – dabei wurde das Leitmotiv „Zeitalter und Stile“ beibehalten und lediglich leicht abgewandelt. Es gibt deshalb Übereinstimmungen und Unterschiede:

 

•   Beide Serien enthalten jeweils das Abbild der Europäischen Flagge, die Unterschrift des amtierenden EZB-Präsidenten und eine Europakarte der EU-Mitgliedsstaaten zum Stand der jeweiligen Ausgabe.

•   Der Name der Währung „EURO“ ist bei der ersten Serie in lateinischen und griechischen Buchstaben dargestellt; bei der Europa-Serie ist die Bezeichnung zusätzlich in kyrillisch abgebildet.

•   Während auf allen Banknoten der Euro-Serie von 2002 die Jahreszahl der Erstausgabe abgedruckt ist, zeigen die Banknoten der zweiten Serie das exakte Jahr der Ausgabe.

•   Die Abkürzung für „Europäische Zentralbank“ ist auf der ersten und zweiten Serie in verschiedenen Sprachvarianten, basierend auf den Amtssprachen der EU-Mitgliedstaaten, zu sehen. Bei der ersten Serie waren es 5 Varianten, bei der Europa-Serie bereits 10.

Die größten Abweichungen finden sich vor allem in Bezug auf die Sicherheitsmerkmale, die wir bereits in einem früheren Blogbeitrag beleuchtet haben.

 

1Quelle: https://www.ecb.europa.eu/stats/policy_and_exchange_rates/banknotes+coins/circulation/html/index.en.html